10.Etappe:
Von Türnitz nach Mitterbach am Erlaufsee
27,2 Kilometer - 1353 Höhenmeter auf - 1022 Höhenmeter ab
Nach einer erholsamen Nacht erwachen wir in Türnitz bei herrlichem Wetter. Die Sonne scheint und weit und breit fast keine Wolken. Ein tolles Frühstück. Steigende Motivation. So muss ein Weitwandertag beginnen.
Bevor es losgeht, versorgen wir uns noch in einem Supermarkt. Wir wissen nämlich bereits, dass die ersten 3-4 Stunden anstrengend werden würden. Es folgt nämlich, ähnlich wie am Hohenstein, ein fast durchgehender Anstieg. Doch nun geht es los. Wir folgen der oberen Marktstraße bis zur Ecke Traisenbachstraße. Dieser folgen wir nun in den Süden. Ein letztes Mal begleitet uns die Traisen. Dann führt der Weg an den Schildböck Höfen vorbei und verläuft dann kurz in den Westen. Nahe dem Poldl im Reith Hof folgen wir einer Serpentinenstraße hinauf bis zu den Höfen am Berg. Hier blicken wir ein letztes Mal zurück auf Türnitz, denn vor uns wartet ein Waldpfad über die Schildbachrotte. Hier absolvieren wir bereits fleißig Höhenmeter. Es geht weiter durch den Wald hinauf bis zu einem kleinen Sattel auf über 800 Höhenmeter. Hier führt eine Straße weiter auf den Eibl. Wir überqueren diese und setzen unseren Aufstieg entlang des 06er-Weges durch den Wald fort. Es wird erneut etwas steiler.
Endlich verlassen wir den bewaldeten Pfad und befinden uns auf dem westlichen Rücken der Karnerhofspitze. Der Weg führt uns geradewegs dorthin. Dieser Abschnitt hat uns hervorragend gefallen. Man bekommt einen tollen Überblick auf das wunderschöne Umland. An diesem Tag sieht man dieses besonders gut. Wir marschieren über eine schöne Wiese hinauf bis zur besagten Karnerhofspitze. Diese liegt bereits auf 1124 Meter. Wenn man bedenkt, Türnitz liegt auf 466 Meter Seehöhe, dann ist das schon eine tolle Leistung. Doch es sollte noch höher hinausgehen.
Nach der Karnerhofspitze folgt ein kleiner Abstieg. Wir umwandern den Sattel zwischen Karnerhofspitze und Schafkogel und kommen dabei an einer schönen Felswand vorbei. Inzwischen verläuft der Weg wieder durch den Wald. Nach dem Schafkogel steigen wir hinab zur Weide der Osterleinbrunn. Dort steht auch die Osterleinbrunnhütte. Diese kleine Weidefläche ist ebenso ein kleiner Sattel zwischen Schafkogel und dem Rücken des Tirolerkogels. Der Aufstieg auf den Bergrücken zwischen Schifffahrt und Sterngassl erfolgt über einen steilen und unebenen schmalen Pfad. Er kostet uns einiges an Kraft, doch wir meistern ihn gemeinsam. Schließlich treten wir wieder aus dem Wald hervor und stehen nun auf den Bergwiesen zwischen dem Dachsental und den Ödwaldwänden. Erneut haben wir einiges an Höhenmeter zurückgelegt. Nun folgt der letzte Anstieg entlang der Ödwaldwände hinauf auf den Tirolerkogel. Damit erreichen wir die Gemeinde Annaberg.
Der Tirolerkogel ist mit 1380 Metern der höchste Punkt des niederösterreichischen Mariazellerwegs. Ein schönes Gipfelkreuz der Ortsgruppe Annaberg ziehrt diese kleine Anhöhe, nahe dem Annabergerhaus. Der Rundumblick vom Tirolerkogel ist fantastisch. Im Norden blicken wir weit zurück in das tiefste Waldviertel. Im Westen erstreckt sich bereits der majestätische Ötscher. Im Süden und Osten erblicken wir den Schneeberg, die Rax, die Veitsch und den Tonion. Wir wissen, wir erreichen schön langsam Mariazellergrund.
Leider hat das Annabergerhaus heute geschlossen, doch nur wenige Gehminuten später erreichen wir die Almhütte Tiroleralm. Dies ist eine Halterhütte, welche an diesem Tag geöffnet hat. Somit können wir uns nun endlich einmal stärken. Wir unterhalten uns mit dem Hüttenhalter und anderen Wanderern und setzen dann unsere Reise fort.
Nun geht es zügig abwärts. Wir umschreiten einen Graben nahe dem Ahornberg und marschieren entlang des Gscheids abwärts bis zur Postalm. Wir setzen den Weg entlang des Scheiblingberg durch den Wald fort und erreichen schließlich den Pass bei Annaberg. Der Pass führt über die Mariazeller Bundesstraße vom Norden kommend über den großen Riegl und verläuft dann weiter in den Westen bis nach Reith.
Uns gefällt es in Annaberg hervorragend und wir beschließen, noch eine kleine Pause einzulegen. Noch immer liegen 12 Kilometer vor uns, doch wir fühlen uns schon sehr sicher. Es fühlt sich so an, als wären wir schon am Ziel. Ein großer Fehler! Denn es sollte noch ein letzter gemeiner Aufstieg folgen, gepaart mit großer Verwirrung.
Wir folgen dem Weg nun westlich bis zur Sägemühle am Weinberg. Hier fällt der Weg in den Süden ab und führt uns so nach Schmelz. Bekannt durch das Annaberger Bergwerk, liegt es relativ unscheinbar vor uns. Wir durchqueren Schmelz und gelangen über die Lassingrotte zum Gebiet der Koteau. Hier folgt nun erneut ein langer zäher Aufstieg auf über 1000 Meter bis zum Säbel. Dort, an einer Weidenlichtung, entscheidet man sich, ob man über das Fadental und dem Hubertussee nach Mariazell gehen möchte, oder über den Pass bei Josefsberg nach Mitterbach am Erlaufsee. Wir wollen nach Mitterbach.
Achtung: Der Weg nach Mitterbach, nach dem Säbel, wurde neu ausgelegt aber nicht markiert. Der alte Weg führt durch einen, mit Stacheldraht umzäunten, Weidebereich. Man erkennt noch die alte rot-weis-rote Markierung. Richtig, obwohl nicht markiert, wäre der Weg entlang des Karrenwegs vorbei an einem Baum, der in einen Wald hineinführt. Beide Varianten führen nach ca. 400 Meter wieder zusammen!
Wir verlassen uns auf die Alpenvereinaktiv-Karte und quälen uns am Stacheldrahtzaun vorbei und folgen so, gezwungenermaßen, dem alten Weg durch ein kleines Waldstück. Der Weg ist schon total verwachsen. Aber letztendlich führt er wieder mit dem Karrenweg zusammen. Plötzlich stehen wir vor einer weiteren sehr steilen Forststraße und einem Einstieg in einen genauso steilen Waldpfad.
Achtung: Die Alpenvereinaktiv-Karte führt noch über die verwachsene Forststraße quer hinauf. Die neue Variante ist jedoch recht gut beschildert, allerdings ist kein Pfad vorgegeben. Man muss also über Wurzeln und Steinen emporsteigen. Achtet bitte genau auf die rot-weis-rote Markierung!
Nach diesem kräfteraubenden Aufstieg geht es nun ein Stück weiter in den Westen. Wir befinden uns auf der Nordseite der Bichleralpe und stoßen sogleich auf die nächste gravierende Wegänderung.
Achtung: Die Alpenvereinaktiv-Karte führt über eine Kiesstraße höher hinauf, worauf der Weg knickartig wieder in den Westen und direkt in den Wald verschlagen sollte. Doch diese Variante gibt es überhaupt nicht mehr. Wenn es hier einen Weg gegeben haben sollte, dann wurde er mit Erdreich auf bzw. zugeschüttet. Haltet Euch hier unbedingt an die neue Markierung, welche klar und deutlich sichtbar ist. Sie führt Euch nämlich gerade weiter in den Westen in Richtung einer Jagdhütte. Vertraut dem Wegweiser. Nach ca. 1 Kilometer folgt der nächste Wegweiser, der Euch auf einen weiteren steilen Waldpfad hinauf schickt.
Auch hier handelt es sich um eine Wegumleitung, ähnlich wie nach dem Säbel. Es folgt ein letzter anstrengender Aufstieg, ehe wir wieder die originale Route erreichen und dem Track wieder folgen können.
Phu, nach diesem Stress haben wir heute schon genug. Wir haben doch schon an die 25 Kilometer zurückgelegt und viele Höhenmeter gemacht. Es wird langsam Abend und wir sind müde. Da haben wir diese Wegumleitung nicht wirklich brauchen können.
Doch jetzt wird es endlich entspannender. Es geht abwärts entlang der Alpl bis zum Pass am Josefberg. Hier befindet sich auch ein, im Sommer schlafendes, Skigebiet. Zwischen dem Bärenkogel und dem Alpl marschieren wir über einen Graben talwärts bis zum Hof des Sepplbauers. Weiter geht der Abstieg nun entlang der Josefsrotte nahe Friedenstein. Wir überqueren noch die Bergstraße und gelangen so zum kleinen Ort Eben, welcher sich unmittelbar vor der Erlaufklause befindet.
Und hier schließt sich der Kreis mit dem oberösterreichischen Mariazellerweg. Wir erreichen nämlich den Parkplatz vor dem Osteinstieg zur Erlaufklause, welche hinauf zum Erlaufstausee und dem Ötscher führt. Und hier waren wir damals über die Ötschergräben hinab nach Mitterbach am Erlaufsee gekommen. Uns trennen nur noch wenige Kilometer vom Ziel in Mariazell. Doch für heute erreichen wir nun unser Etappenziel, nämlich die Pension Zuser. Was war das für eine verrückte Etappe? Wunderschön und am Ende, als wir es unterschätzt hatten, noch so anstrengend.
Nun kehrt bei uns aber endgültig eine "Wir haben es geschafft" Stimmung ein, weshalb wir an diesem Abend schon vorfeiern werden. Es sollte spät werden. Doch, egal. Wir sind kurz vor dem Ziel.
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