Von Neustadtl an der Donau nach Aschbach-Markt
26 Kilometer - 490 Höhenmeter auf - 680 Höhenmeter ab
Am nächsten Morgen strahlt die Sonne und die Luft ist einfach nur wunderbar. Ich treffe den Pilger-Schweizer Heinz noch vor meinem Zimmer und wir begeben uns gemeinsam in die Gaststube um zu frühstücken. Er ist schon lange unterwegs und hat Probleme mit den Füßen. Darum wird er heute mit dem Bus weiterfahren. Wir unterhalten uns prima und haben viel Spaß ehe wir dann, schon etwas durch das angenehme Gespräch verspätet, aufbrechen.
Vor lauter Euphorie wegen dem schönen Wetter nehme ich gleich einmal die falsche Abzweigung und mache so fast einen Kilometer Fleißaufgabe. Letztendlich führt der richtige Weg aber westlich aus Neustadtl hinaus. Aber schon nach dem Burgkogel merke ich, dass aus dem Norden eine gewaltige Wolkensuppe brodelt. Und sie kommt definitiv in den Süden runter. Auch wenn ich größten Respekt vor Gewitter habe, versuche ich aber gelassen zu bleiben und genieße noch die Zeit und die herrliche Aussicht in den Süden.
Eines der größten Highlights dieser kleinen Pilgerreise soll nämlich nun zeitnah folgen. Ich lasse Vierkanthöfe und Autostraßen hinter mir und steige schließlich hinauf auf den Kollmitzberg. Im Norden zieht bereits die breite Warmwetterfront herauf. Über der Donau wird es bereits dunkelgrau und die Wolkentürme immer höher. Im Süden jedoch wirkt alles freundlich und höchst einladend. Der Kollmitzberg ist ein kleiner Hügelgupf mit einer Wallfahrtskirche, welche der heiligen Ottillia gewidmet ist. Bekannt ist der Kollmitzberg überregional durch seinen Kirtag. Die Aussicht, welche hier in alle Himmelsrichtungen verläuft, ist einfach grandios. Und ich kann hier auch noch einmal Abschied vom Donaustrom nehmen. Letztendlich ziehe ich aber dann in den Süden nach Ardagger weiter und hoffe so dem drohenden Unwetter zu entkommen. Aber schon beim Paulberg kurz davor höre ich den ersten Donner aus der Ferne.
Es sieht schon gewaltig aus, wenn eine Wolkenfront vor dir aufzieht. Erneut steht die Luft, es wird unheimlich stickig und heiß. Ich marschiere über die Bundesstraße und steige den Pfaffenberg empor. Es bleibt mir auch keine Zeit den Stift Ardagger zu besuchen, denn mittlerweile ziehen die ersten Wolkenfelder über meinen Kopf hinweg. Und als ich Ardagger verlasse, muss ich mich nun entscheiden. Entweder über den Pfaffenberg und den Oedhof weiter nach Zeilen marschieren, dabei aber keinen Unwetterschutz vorzufinden, oder einen kleinen Umweg über Stephanshart zu wagen und im Falle eines Wolkenbruchs dort in einem Gasthaus zu verweilen. Ich entscheide mich für Stephanshart, denn das Graupeln und Donnern wird lauter. Mittlerweile hat das Himmelblau mit Dunkelgrau und trüb getauscht. Und so wandere ich nach Stephanshart und setze mich abwarten in ein Buswartehäuschen aus massiven Gestein. Es wird windiger und grauer, aber es setzt kein Regen ein. Nach einer halben Stunde beruhigt sich die Wetterlage sogar. Ein Blick aus meinem selbstgesuchten Schutzhaus verrät mir, dass die Wolkenfront in den Südosten abzieht. Mittlerweile ist auch kein Donner mehr zu hören. Also kann ich meine Reise nun fortsetzen. Eine freundliche Radfahrerin deutet mir auch noch den Weg zur Friedlmühle, wo ich auch wieder auf den Originalweg treffen sollte.
Und während ich zur Friedlmühle entlang der Autostraße emporsteige, fühle ich mich ziemlich erleichtert und froh. So froh, dass ich zum Handy greife und eine Sorge, die mich zuletzt beschäftigt hatte, mit einer Koversation zu lösen. Es ist der erste Schritt, um den Kopf klarer zu bekommen. Den Mut aufzubringen, ein Problem zu lösen, führte dazu, dass ich mich im Park neben dem Schloss Zeilern auf eine Parkbank setzte und in mein Wanderbüchlein schrieb. Manche Einträge sind sehr persönlich. Trotzdem möchte ich zwei meiner Zitate hier anführen.
"Das Gefühl zu bündeln,
es zuzulassen, dass es fließt,
gibt am Ende Kraft und Mut,
die richtigen Entscheidungen zu treffen."
(Peter Ofner)
"Überwindung, seine Fehler einzugestehen,
führt dazu, die Balance, seine Mitte wiederzufinden.
Denn einmal von der Seele gesprochen,
liegt das Urteil nicht mehr in deinen Händen."
(Peter Ofner)
Nach einer kurzen gemütlichen Rast in Zeilern marschiere ich nun westlich weiter entlang des Zeitbachs nach Oberzeilern. Das Wetter stabilisiert sich und nach und nach kommt auch wieder die Sonne zum Vorschein. Jetzt, wo ich meine Gedanken niedergeschrieben habe, fühle ich mich noch besser und ich genieße diesen Weg total. Ich gelange nun in das kleine Tal bei Groschopf wo ich nach einem kurzen Aufstieg schließlich Die A1 Westautobahn erreiche, welche ich mittels Unterführung passiere. Gleich darauf muss ich noch über die Schnellstraße ehe ich das Gebiet des Flachbergs erreiche. Aber der nennt sich nur so. Flach ist hier gar nichts.
Doch abseits der Autobahn erkenne ich erstmals mein eigentliches Ziel, nämlich die Basilika am Sonntagberg. Sie ist noch so weit weg, aber durch die tolle Fernsicht immer noch der markanteste Punkt in der Umgebung. Vor mir taucht ein kleiner Ort namens Krottendorf in einer kleinen Grube auf. Ich steige hinab und auf der südlichen Seite wieder empor. Und schon stehe ich vor dem Nordeingang des Heuwaldes. Da die Sonne nun wieder ordentlich drückt, bin ich sehr froh, dass die nächsten Kilometer nun durch den Wald führen. Es ist generell, eine willkommene Abwechslung für mich jetzt durch den Wald zu marschieren. Der Weg an diesem Tag war doch eher im Gras- und Hügelland verlaufen. Letztendlich verlasse ich den Heuwald auf der Höhe des Kreuzberges und marschiere nun östlich hinab zur Neubrunner Straße. Davor konnte ich schon einen Blick auf mein heutiges Etappenziel werfen. Es ist ein irr witziges Gefühl, wenn Du auf einem Blick sowohl das Ziel des eigentlichen Tages als auch das vom Folgetag sehen kannst. Letztendlich führt mich die Straße nun südwestlich nach Aschbach-Markt. Der Ort ist um einiges größer als Neustadtl und liegt auch auf einer kleinen Senke. Ich steige also empor zum Rathausplatz und stärke mich noch bei der Bäckerei Riesenhuber, denn mein heutiger Gastgeber, das Gasthaus Lettner hat noch nicht geöffnet. Ich bin zu früh. Aber das ist kein Problem für mich. Später ist es dann so weit und ich darf eintreten. Ich checke ein und beschließe noch den nächst größeren Supermarkt aufzusuchen. So ein kleiner Ortsspaziergang tut jetzt richtig gut. Vom Unwetter, welches an mir vorbeigeschrammt war, fehlte dann jede Spur.
Mein Fazit:
Diese Etappe war für mich persönlich etwas spannender als jene vom Vortag. Der Kollmitzberg ist wahrlich ein Hotspot auf dieser Tour, den man auch Abseits des Wandervergnügens einmal besuchen sollte. Der Ausblick ist einfach großartig und auch so erscheint der Ort weit weg vom Alltag zu liegen. Das anrollende Unwetter zwang mich zu einem Umweg über Stephanshart. Aber nachträglich betrachtet bin ich froh hier gegangen zu sein, denn so konnte ich noch eine schöne Ortschaft auf meinem Weg kennenlernen. Nach Zeilern und spätestens nach der Unterschreitung der Westautobahn ändert sich der Charakter der Etappe etwas. Der Abschluss durch den Heubergwald darf ruhig als Belohnung angesehen werden. Ich verbrachte die Nacht im Gasthaus Lettner, einem recht großen Gasthof. Und auch hier war ich nicht der einzige Wanderer. Man erwartet sogar eine ganz große Gruppe, weshalb man in der Küche auf Hochtouren lief und man mir beim Einchecken eher weniger Aufmerksamkeit schenkte. In diesem Fall war das aber nicht schlimm, denn ich wollte auch schnell meine Ruhe haben. Das Einzelzimmer wiederum war sauber und in Ordnung. Ein großes Flat-TV half mir wieder beim Einschlafen. Das Frühstück am Morgen in der Gaststube war ok. Das Frühstücksbuffet war jetzt zwar nicht das Größte, aber man fand alles, was man für einen gelungenen Start in den Tag brauchte. Der Herr des Hauses, das Gastwirt, lockerte seine Gäste mit seiner fröhlichen Art und seinen Witzen auf. Ich habe das Haus mit einem zufriedenen Gefühl verlassen.
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