Steirischer Mariazellerweg 6/10

Veröffentlicht am 19. Juli 2016 um 20:17

07. Juli 2016
Steirischer Mariazellerweg 06 - Etappe 6 von 10
von PASSAIL auf die SCHANZ

Es ist früh am Morgen als wir beim Frühstück sitzen. "Heute wird ein schöner Sommertag", sagt die Knödelwirtin.

Das ist genau das, was ich hören will, denn heute folgt die wahrscheinlich anspruchsvollste Tour des gesamten steirischen Mariazellerwegs, zumindest wie ich sie geplant habe. Auf uns warten über 30 Kilometer bei ca. 1800 Höhenmetern und das fast ausschließlich über Almgebiet. Diese Tour hatte mir im Vorfeld am meisten Kopfzerbrechen bereitet, denn der Wetterbericht hatte bis eine Woche vor unserer Abreise an diesem Tag ein Gewitter vorhergesagt. Und würde dieses hier eintreffen, dann wäre eine Überschreitung der Sommeralm beim besten Willen nicht möglich gewesen. Das hätte ich uns vernünftigerweise erspart. Doch es kommt alles anders und der Wettergott hat anscheinend ein Auge auf uns geworfen. Ich weiß nun, wenn wir diesen Tag ohne körperliche Probleme überstehen, dann kann uns auch sonst nichts mehr stoppen. (Obgleich noch einige Abenteuer bis zum Ziel warten sollten).

Es geht also los. Wir statten der Pfarrkirche von Passail noch einen Besuch ab und machen uns dann auf den Weg. Wir verlassen den Ort nördlich entlang der Raab und zweigen in Wieden in Richtung Hohenau an der Raab ab. Der Weg verläuft zunächst noch angenehm eben. Es geht nur einfach bergauf. Wir durchqueren noch Kriechlee, überqueren den Bach des Gaasgrabens und setzen schließlich zum Anstieg über diverse Waldsteige an. Es ist zwar nicht so steil wie am Schöckl, aber trotzdem bedarf es an Kraft in den Waden für diesen Anstieg.
Wir erreichen die freien Wiesen des Ochsenhalt und gelangen so zur Ochsenhalt Hütte, wo zwei ältere Herren gemütlich bei einem Bier sitzen. Die Hütte ist einerseits für den Senner gedacht, ist aber auch eine Art Waldschanke mit freiwilliger Spende. Hier die Aussicht vom Ochsenhalt.

Wir marschieren weiter bergauf am Schwarz- und Bründlkogel vorbei, bis wir auf den Rücken des Saukogels gelangen. Und hier offenbart es sich erstmals wie gefährlich ein Anstieg bei Regen gewesen wäre. Teils ist der Weg auf steilen Weideflächen ausgesetzt. Die Tage zuvor hatte es offenbar geregnet, denn Rind und Mensch haben hier tiefe Einstapflöcher hinterlassen. Dieser tiefe Boden hätte uns sicher nicht verschont. Der Weg verläuft nun schon almartiger, damit meine ich auf freien Wiesenflächen. Wir umrunden den Saukogel und erreichen den Pass auf der Sommeralm Landstraße, die westlich auch zur Teichalm führt. Die rote Wand und der Hochlantsch verfolgen uns ja länger.

Wir steigen hoch zum Sommeralmwindrad, lassen jedoch das Plankogel Gipfelkreuz aus. Dennoch machen wir neben einer Rinderherde Rast und genießen die tolle Aussicht auf der Sommeralm...

Nach kurzer Stärkung geht es also weiter und wir spazieren zufrieden über den leicht abfallenden Rücken der Sommeralm und treffen dabei auf viel Weidevieh. Das ist zwar nett anzusehen, sollte aber nicht unterschätzt werden. Zu dieser Jahreszeit gibt es viel Jungrinder und Kälber. Nicht dass Rinder jetzt primär gefährlich sind, aber man sollte ihnen mit Respekt begegnen.

Die 4-köpfige Gruppe hinter uns tut das nicht. Sie hat einen Hund dabei, der auch nicht an der Leine geht. Der Hund läuft auf der Weide frei herum und ein Jungstier lässt sich davon provozieren und läuft dem Hund nach. Der Hund läuft zurück zur Gruppe und mit ihm der nervöse Stier. Mein Vater und ich bleiben stehen und beobachten die Situation, die nicht ganz so ungefährlich erscheint. Doch zum Glück beruhigt sich die Situation und Hund sowie Stier schließen frieden. Danach wird der Hund auch an die Leine genommen. Wie zuvor besprochen - so etwas bitte nie unterschätzen!!!

Es geht weiter bergab und wir umrunden den Zechnerschlag und streifen dabei den Mitterbachkogel. Aus Weideland wird wieder Wald und wir steigen immer weiter abwärts. Dann treffen wir einen netten Bauern der seinem Traktor und uns ein Gatter öffnet. Er plaudert kurz freundlich mit uns und fährt dann weiter. Er kommt uns beiden sehr bekannt vor, sind uns aber nicht sicher.

In der Ferne hören wir bereits die Autos der Bundesstraße L104. Damit ist klar. Gleich erreichen wir den Straßegg-Pass und damit den legendären Stroßeggerwirt. Dort kehren wir natürlich ein und erfrischen uns. Die Wirtin erklärt uns jedoch, dass der bekannte "Quetschn Rudi" nicht da ist. Er verarbeitet das Heu am Feld. Zur Erklärung - der Quetschn-Rudi ist jener Wirt, der für seine unterhaltsame Musik an der Ziehharmonika berühmt ist.
ABER wir erfahren, wer der freundliche Bauer zuvor war. Es ist doch tatsächlich Reinhold Willingshofer, Musiker bei den Stoakogler. Mein Vater kennt natürlich die Band und ich hatte ihn als Jugendlicher schon einmal persönlich getroffen und einen netten Plausch geführt. Schade, dass wir ihn nicht angesprochen haben. Er betreibt hier in der Nähe seinen Bauernhof und leitet noch gelegentlich Wanderungen aus dem benachbarten Gaasen.

Wir gehen weiter und betreten den Naturpark Almenland. Der Weg führt uns unterhalb eines Hügelkamms weiter in Richtung Hinterleitenwald und treffen dabei auf einige Bauern, denen wir etwas auf die Finger schauen dürfen. Hin und wieder geht sich auch ein kurzes Plauscherl aus. Es ist schon interessant zu sehen wie diese Leute sich auch heute noch ins Zeug legen. Das darf man ruhig "Arbeit" nennen.
Wir steigen nun noch hoch auf die Herrnalm, die aber geschlossen hat. Die Sonne hat sich wieder durchgesetzt und die Hitze steigt. Aber das ist uns immer noch lieber als das vorhergesagte Gewitter. Eine Quelle gibt uns noch mal die nötige Frische für die letzten Kilometer. Ja, diese Höhenmeter gehen schon mächtig in die Beine, und das nach bereits 5 Weitwandertagen.

Nach der Herrenalm geht es noch auf den Fürstkogel worauf dann eine Forststraße talwärts führt. Sie schlängelt sich zwischen dem Breitengraben und dem Breiteggkogel vorbei in Richtung Schanzpass. Der Weg zieht sich und zwischenzeitlich verlaufen wir uns kurz und machen einen Bonuskilometer mehr als geplant. Trotzdem erreichen wir in den frühen Abendstunden den Schanzpass und damit auch unser Quartier, den Alpengasthof Schanz.

Überglücklich und erleichtert gönnten wir uns noch Speis und Trank. Ich persönlich war in der Tat beruhigt, denn die für mich schwerste Etappe hatten wir überstanden. Jetzt konnte uns wohl nichts mehr bremsen. Das glaubte ich zumindest...

Tourdaten:

Distanz: ca. 32 Kilometer
Höhenmeter: ca. 1800
Abstieg: ca. 1200
Zeit: ca. 8 Std. (netto - wir waren wirklich flott unterwegs)

 

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